Hirschkäfer im Siebengebirge unterwegs
Sie sind wahrlich imposant. Unsereiner, der als fliegende Objekte bestenfalls eine Mücke oder eine dicke Fliege gewohnt ist, schaut irritiert, oder fasziniert, mache sind auch sehr ängstlich und ducken sich weg, wenn einer von ihnen laut brummend vorbeifliegt. Hirschkäfer sind mit bis zu acht Zentimetern die größten lebenden Käfer in Deutschland und sie sind unverwechselbar. Zumindest die Männchen mit ihren großen Zangen, die einem Geweih gleichen, erkennt jedermann als Hirschkäfer, die Weibchen besitzen diese Zangen nicht und geben schon eher mal ein Rätsel auf, ob sie denn nun wirklich Hirschkäfer sind. Allerdings sind es weder Zangen noch Geweihe, es sind die stark vergrößerten Oberkiefer der männlichen Tiere, mit denen sie in der Paarungszeit kämpfen und versuchen, andere Hirschkäfermännchen vom Baum zu stoßen, um sich sodann alleine an den Weibchen ergötzen zu können.
Leider sind Hirschkäfer selten, sie stehen auf der Liste der besonders bedrohten Arten und sind streng geschützt und wenn wir an einem Abend mehrere Exemplare beobachten können, ist das schon fast eine Ausnahme. Aber es scheint so, dass sich ihre Populationen vergrößern und sie wieder häufiger auftreten. Das könnte einerseits natürlich mit Pressemitteilungen zu tun haben, mit denen die Biostationen zur Meldung von Sichtungen aufrufen, es könnte aber auch der Verbesserung ihrer Lebensräume in den letzten zwei Jahrzehnten zu tun haben. Der Hirschkäfer liebt Laubmischwälder, vor allem soll er in Eichenwäldern zu finden sein, was wir nur bedingt bestätigen können, denn wir fanden zahlreiche Hirschkäfer an Buchen sitzend. Das mag ein Zufall sein, denn im Umfeld gab es immer Eichen und auch in Eichenwäldern haben wir Hirschkäfer gesichtet. Was reizt den Hirschkäfer am Eichenwald? Er ist ein Schleckermaul und liebt den süßen Saft, der aus Wunden in der Eichenrinde ausfließt. An solchen Stellen sammeln sich oftmals etliche Hirschkäfer und laben sich an dem sie betörenden Saft.

In Bonn und im Siebengebirge werden an vielen Stellen Hirschkäfer gesichtet, da die Beobachtungen aus der Bevölkerung kommen, werden diese Beobachtungen mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sein, denn es mag ja sein, dass aktive Hirschkäferbeobachter immer die gleichen Wege gehen und anderswo nicht unterwegs sind. Es kann sein, dass Hirschkäfer gar nicht beobachtet werden, vielleicht auch, dass sie mehrfach gezählt werden, weil mehrere Beobachter den gleichen Käfer sehen und melden. Der VVS möchte deshalb im Jahre 2026 und in den Folgejahren mehr über die Hirschkäfer im Siebengebirge erfahren – beachten Sie den Kasten zum Ende dieses Artikels.
Der Lebensraum des Hirschkäfers hat sich in den letzten Jahren im Siebengebirge deutlich verbessert. Was ihm gar nicht liegt, sind Forstwälder, gar mit Monokulturen von Nadelbäumen, die regelmäßig durchforstet und aufgeräumt werden, aus denen gar auch noch Totholz entfernt wird. Der wirtschaftlich denkende Förster steht eher nicht auf der Seite der Hirschkäferpopulationen. Je unaufgeräumter der Wald ist, je mehr modernde Baumstämme herum liegen, desto besser ist der Lebensraum für den Hirschkäfer geeignet. Gerade Totholz ist für den Hirschkäfer – wie auch für andere Käferarten – lebenswichtig. Seine Larve lebt bis zu sieben Jahre lang im Totholz am Boden und frisst sich durch die vermodernden Äste und Baumstämme. Wird in dieser Zeit vom Forstamt der Wald vom Totholz befreit, werden auch Hirschkäferlarven getötet. Glücklicherweise werden im Siebengebirge immer größere Gebiete zum Wildnisgebiet erklärt, über 1000 Hektar sind es schon. Hier greift der Mensch nicht mehr ein, abgestorbenes Holz bleibt liegen und vermodert, ein Paradies für die Larven des Hirschkäfers. Ideal im Siebengebirge sind auch die steilen Hänge, die das Regenwasser rasch abfließen lassen. Staunässe im Boden kann für Hirschkäferlarven tödlich sein, sie sitzen im Boden und nagen an faulenden Wurzeln und ertrinken dabei vielleicht. Haben die Tiere aber die lange Larvenzeit überlebt, so verpuppen sie sich für einige Wochen und kommen sodann als Käfer zum Vorschein. Leider sind sie dann nur zwei Monate unterwegs, bevor sie versterben. In diesen zwei Monaten, überwiegend von Anfang Juni bis in den August fliegen sie bevorzugt in der Abenddämmerung umher und sind durch ihr lautes Brummen unüberhörbar. Dennoch werden uns nur einzelne Exemplare begegnen, Hirschkäfer treten nicht in Schwärmen auf. Da kommt so ein dicker Brummer vorbeigeflogen und setzt sich irgendwo an einen Baum, in der Regel bleibt er dort auch Weile sitzen und lässt sich nicht so leicht stören. Begegnet ihm aber ein anderes Hirschkäfermännchen, so kommt es zu einem wilden Gerangel, beide versuchen durch Einsatz ihrer mächtigen Zangen den Konkurrenten vom At oder Baum zu stoßen. Fast immer sind es Männchen, die herumfliegen und auf der Suche nach Weibchen sind, die irgendwo sitzen und einen Duftlockstoff versprühen.

Haben die Hirschkäferdame un der Hirschkäferherr endlich zueinander gefunden und sich gepaart, legt das Weibchen Eier ab, wahrscheinlich wiederum im Totholz. Der Sinn des Lebens für den Hirschkäfer ist damit beendet, die adulten Tier sterben. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sieben Jahre brauchen, um erwachsen zu werden, dann schwirren auch sie laut brummend in den Abendstunden durch den Wald.
Nach Beobachtungen der Biostation Bonn/Rhein-Erft liegt der Schwerpunkt der Verbreitung des Hirschkäfers im Siebengebirge im Ennert. Allerdings gibt es aus dem Siebengebirge keine verlässlichen Zahlen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Ihre Hirschkäferbeobachtungen im Jahre 2026 und in den folgenden Jahren mitteilen. Wenn Sie einen Hirschkäfer sehen, mailen Sie mir doch die möglichst genaue Beobachtungsposition und falls möglich ein Foto, ich würde gerne eine Karte der Beobachtungen erstellen.
Je nach Wetterlage und Temperatur sind die Hirschkäfer ab Anfang Juni unterwegs, es kann auch etwas früher sein. Sie fliegen bis in den August hinein, dies vorwiegend in den Abendstunden nach 19 Uhr bis in die Dunkelheit, können aber auch früher unterwegs sein.


